Eine Flugzeugkonstruktion mit bewegter Geschichte: Fernflugflugzeug Bellanca J-300 Pacemaker (Hersteller-Nr. 3003, Kennzeichnung NR 797W) "Special" als Kartonmodellbausatz des Wektor-Verlages Nr.6 (1/2014) im Maßstab 1:33.
Modellkonstruktion: Stanislaw Sliwinski, der Inhaber des Verlages.
Die AviaBellanca Aircraft Corporation ist ein US-amerikanischer Hersteller von Leichtflugzeugen mit Sitz in Alexandria, Minnesota, 1927 von Giuseppe Mario Bellanca gegründet. 1970 übernahm man Champion Aircraft. Bekannt ist Bellanca für seine typischen abgestrebten Kabinen-Hochdecker mit Spornrad-Fahrwerk. Die Modellreihe "Citabria" ist für eingeschränkten Kunstflug zugelassen ("Citabria" rückwärts gelesen = "Airbatic" - Kunstflug)
Die Bellanca J-300 war ein Umbau des Modells CH -200 Pacemaker und somit ein Sechssitzer, Hochdecker, ein einmotoriges Reiseflugzeug, das in den Vereinigten Staaten in den 1920ern Jahren gebaut wurde. Es war wiederum eine Entwicklung der Wright WB -2. Die CH -200 hat eine ganze Reihe Rekorde für Langstrecken-, Dauer-, Effizienz- und Ziellandungsflüge erstellt.
Die Gebrüder Adamowicz (Boleslaw 1898-1979) und Jozef 1893-1970) wurden in Krajsk, bzw. Janowszczyzna nicht weit von Vilnius geboren, im Gebiet der ehemaligen Polen unter russischer Besatzung. Vor dem Ersten Weltkrieg emigrierten sie in die USA. Nach der Arbeit in einer Zuckerfabrik, begannen sie ihre eigenen kleinen Geschäft in New York City im Jahr 1918 aufzubauen, in dem sie Sodawasser und Limonaden herstellten.
Nach einem Flug mit einem Flugzeug im Jahr 1928, in dem sie sie zum ersten Mal als Passagiere reisten, entdeckten sie ihre Begeisterung für die Luftfahrt. Sie kauften ein Waco Doppeldecker und lernten die Grundsätze des Fliegens. Von transatlantischen Flügen beeindruckt, beschlossen sie, selbst über Atlantik zu fliegen.
Die Bellanca J-300 Pacemaker mit der Registrierung NR797W, c/n 3003 wurde am 1. März 1931 ausgeliefert, von dem Deutschen Otto Hilling gekauft und als „Liberty“ getauft. Da er selbst keine Pilotenlizenz besaß, heuerte er den dänischen Piloten Holger Hoiiris an und bezwang mit ihm im Juni dieses Jahres in einem Flug aus den USA nach Dänemark Atlantik.
Das Flugzeug wurde verkauft und von den neuen Besitzern als „Olimpia“ umgetauft.
Die Brüder erwarben diesen Flugzeug danach für 22.000 US $ und nannten es „Weißer Adler“. Die Bellanca J-300 war bereits zu einem Langstrecken-Flugzeug umgebaut, in dem ein 1 627 l - und ein zusätzlicher 440-Gallonen Kraftstofftank angebaut und in dem Inneren zusätzliche Notfall-Kraftstoffkanister untergebracht wurden. Später wurden auf dem Flugzeugrumpf ein weißer Adler auf rotem Wappenschirm (aus dem Nationalwappen des polnischen Königs Stanislaw Poniatowski), den Namen "City of Warsaw" und ein Schriftzug „New York – Warszawa“ gemalt und das Flugzeug wurde zu „Warsaw“ umgetauft.
Im August 1933 wurde das Flugzeug von einem gemieteten Pilot während der Landung in Harbour Grace / Neufundland beschädigt. Nach der Instandsetzung, entschieden sich die Brüder noch einmal zu versuchen. Obwohl Ben Adamowicz theoretisch instrumentenfliegen gelernt hatte, waren beide Brüder reine Amateur-Flieger. Darüber hinaus wurde ihr Flugzeug mit keinem Radio ausgerüstet, was ihre Reise noch gefährlicher machte.
Am 28. Juni 1934 brachten Benjamin und Joseph Adamowicz in Floyd Bennett Field in New York auf und landetn im Harbour Grace / Neufundland. Am 29. Juni um 05.00 Uhr begannen sie ihre Reise durch Atlantik. Nach sechs Stunden Flug, stießen sie auf ein Problem – die Bellanca begann zu vereisen und wurde steuerunfähig. Benjamin schaffte es, die Flughöhe abzusenken und erlangte somit die Kontrolle über dem Flieger wieder. Anschließend fuhren sie ein paar Stunden lang in einem schweren Gewitter. Nachdem sie es geschafft hatten, über den Gewitterwolken aufzusteigen, bemerkten sie, dass die Hauptkraftstoffleitung undicht war. Durch das Umpumpen des Kraftstoffs aus dem Notfalltank, erreichten sie eine Kerosinmenge, die zum Erreichen von Europa nötig war. Am Morgen des 30. Juni überquerte sie das Ufer von dem „Alten Kontinent“, wegen Nebel und Wolken, waren sie jedoch nicht in der Lage, ihre Position zu bestimmen. Nach 3 Stunden des Weiterflugs lichtete es und die Brüder beschlossen, auf einer kleinen Wiese zu landen, auf der sie nur ganz knapp vorbei an einer Rinderherde fuhren. Sie stellten fest, sich in der Nähe von Caen in Frankreich zu befinden…
Am nächsten Tag, nach der Reparatur des Fahrwerks, flogen sie nach Paris, dann weiter nach Deutschland, wo sie gezwungen wurden, durch Leck in der Kraftstoffleitung zu landen. Am 2. Juli, kamen die Brüder in Warschau/Polen an, wo sie als Helden empfangen wurden, trotzdem dass bereits ein weiterer Pole (Stanislaw Skarzynski im Mai 1933) als erster bereits über den Atlantik geflogen war. Bis zu diesem Zeitpunkt war es immer mehr Piloten gelungen, über den Atlantik zu fliegen, es war aber immer noch eine äußerst riskante Unternehmung, auch für Berufspiloten. Die Adamowicz Brüder können aber mit Sicherheit als die ersten Amateur-Piloten der Welt gelten, die eine Atlantiküberquerung geschafft haben…
Nach einer Feier, blieben sie im Polen bis 1934 als Gäste polnischer Regierung und besuchten mehrere Städte und Regionen Polens. Ihr Flugzeug verkauft sie an die L.O.P.P. - Liga Obrony Powietrznej i Przeciwgazowej (Luft- und Kampfgasverteidigungsvereinigung), und fuhren zurück in die USA mit der m/s Kosciuszko, um ihr Geschäft in den USA wieder aufzunehmen. In dem Hafen von New York warteten auf sie jedoch bereits die amerikanischen Steuer- und Fahndungsbehörden, da während der Abwesenheit der beiden Geschäftsführer herauskam, dass in ihrem kleinen Betrieb außer Sodawasser und Limonaden auch Alkohol illegal hergestellt wurde… Nach zwei Gerichtsprozessen verloren die Gebrüder Adamowicz alles. Sowohl ihre Firma, als auch ihr Wohnhaus und alle Ersparnisse wurden konfisziert und Ben und Joseph wurden zu 1,5 Jahren Knast in schwerstem Gefängnis oder USA-Ostküste, im Lewisburg /Pennsylvania (seiner Zeit speziell für Al Capone errichtet) verurteilt. Nach einem Jahr der Haftstrafe wurden sie für gute Führung vorzeitig entlassen, kehrten jedoch nie wieder zur Fliegerei…
Die Bellanca J-300 NR 797W bekam während dessen eine neue Bemalung, entsprechend dem Muster der polnischen Aeroklubflugzeuge. 1937 wurde der Flieger zum Sanitätsflugzeug umgebaut, eine längliche Instabilität zwang jedoch eine erneute Umbaumaßnahme – in seinem Rumpf wurden sechs Sessel (jeweils zwei an den Bordwänden und einen Quer-Doppelsessel in dem Heckbereich (hinter den Türen auf linkem Bord) hineingebaut. Die Bellanca diente seit dem als Flugzeug für Fallschirmspringer und wurde auf dem Flugplatz Bydgoszcz/Bromberg stationiert.
Zu ihrem letzten Flug startete die NR 797W nach dem Ausbruch des 2.Weltkrieges aus dem Flugplatz Mokotow in Warschau, genau dort wo sie 1934 nach der Atlantiküberquerung triumphierend landete. Sie sollte acht Mechaniker aus eingekesseltem Warschau ausfliegen, wurde jedoch durch polnische Flak beschädigt und müsste in der Nähe von Brzesc notlanden. Anschließend wurde sie zu dem nagelegenden Landeplatz Adamkow transportiert, nach einem Luftangriff der Deutschen Luftwaffe am 12. September brannte sie jedoch vollständig aus… (absatzweise danke wikipedia.de und wikipedia.pl!)
Technische Daten: Treibwerk Wright Whirlwind J-6 mit einer Leistung von 300 PS; Tragfläche der Flügel: 26,5 m²; Eigengewicht: 1 275 kg; Startgewicht mit Kraftstoffreserven: 3 245 kg; Konstruktion: Rumpf aus Stahlrohren stoffbedeckt, Triebwerkbereich verschlossen mit Alublech, hölzerne Tragflächen stoffbedeckt, die Flügeleintrittskanten aus Spannplatte.
535 Elemente + 21 Schablonensorten auf acht A4-Bögen.
Modellspannweite: 44 cm!
* Zusätzlich kann ein Lasercut-Spantensatz + eine Blende des Instrumentenbrettes bestellt werden.
Exzellente Graphik und Druckqualität und originaltreue Bemalung (Flugzeugnamen, Sonderbemalung, Schriftzüge „New York–Warszawa“ und „Warsaw“. Pilotenammen, Bellanca-Logo – minutiös dargestellt).
General-, Bau- und Schablonenzeichnungen ergänzen polnische Bauanleitung.