Vielleicht nicht immer Top in der Passgenauigkeit, manchmal gar zwingend notwendig, dass das eine oder andere Bauelement nachgebaut wird, aber meistens faszinierend und grandios in der Konstruktion des jeweiligen Flugzeuges präsentiert uns der Hobby-Model-Verlag aus Olesnica b.Breslau/Wroclaw (nicht verwechseln mit dem jungen Model-Hobby-Verlag aus Stettin/Szczecin!) seine Luftfahrtmodelle. Nach dem gigantischen Tupolew Tu-128M, Tu-160 „Black Jack“ nun der berühmte und ebenfalls imposante in seiner Große US-Höhenaufklärer U-2 in der Version der neuen Generation U-2R und mit dem Rückenradom mit einer Relaisstation für Satellitenfunk „Senior Span“ (C-Span-III) der 9th Strategic Reconnaissance Squadron, Beale, Californien, 1976 als Kartonmodellbausatz in spektakulärem Maßstab 1:33 (Katalog-Nr.93 -2/2007).
Eine geniale Idee des Ingenieurs Clarence L. „Kelly“ Johnson der Verbindung der neuen Generation von Strahltriebwerken mit der Flugzeugzelle eines Höhenseglers ließ Ende 1950er die Konstruktion U-2 entstehen, die zum bedeutendsten Flugzeugen der Luftfahrtgeschichte gehört. Ausgerechnet auf dem Höhepunkt des Kalten Krieges und Kubakrise flog das Aufklärungsflugzeug ungehindert über Moskau, Leningrad, sowjetische Ostseeküste, Kuba, Nordvietnam, China und lieferte Fotos-, Fernmelde- und elektronische Aufklärungsergebnisse in einer Qualität, von deren man bis dato nur träumen könnte. Sein Entwurf Lockheed CL-282 basierte auf dem Mach 2 (etwa 2 500 km/h) Abfangjäger F-104, der mit einem Tragwerk mit einer Spanweite von etwa 30 m ausgestattet wurde. Eine solche Extremkonstruktion, die auf enormen Höhen operieren sollte, benötigte auch ungewöhnliche Lösungen und so z.B., um ihren Gewicht zu reduzieren verzichtete man sogar auf einen Schleudersitz und auf übliche Verstärkungen der Zelle und des Tragwerkes (das Flugzeugheck samt Leitwerk war mit dem Mittelrumpf mit Hilfe von nur drei Bolzen verbunden!). Es entstand eine äußerst zerbrechliche Konstruktion, die zusätzlich noch, auf Grund ihrer besonderen Bauweise äußerst schwierig zu Führen war. Wegen ihrer lang gestreckten Tragflächen ist die Wirkung der Querruder sehr begrenzt gewesen (sie müssen bei Landemanövern voll ausgelenkt werden und könnten ggf. durch ein Bremsschirm unterstützt werden); das segelflugzeugtypische zentrale Fahrwerk (Zwillingsräder des Hauptfahrwerkes + Zwillingsheckräder unter der Mittellinie) verursachten zusammen mit dem großflächigen Seitenleitwerk und dem überdimensional langem Tragwerk immense Probleme bei Starten und Landungen (gegen Beschädigung an den empfindlichen Flügeln beim Kippen der Maschine nach dem Aufsetzen waren die U-2 mit sog. Aufsetzschuhen = Rutschflächen unter den Flügelspitzen ausgestattet und beim Startmanövern bekamen die Maschinen zusätzliche Stützfahrwerke unter den Tragflächen, die nur durch Stifte gesichert, nach dem Abheben abfielen); die hohe Leerlaufzahl der Triebwerke verursachten einen Gefühl bei den Piloten, dass die Maschine unwillig aufsetzte und endlos über die Landebahn schwebte… Trotz der negativen Flugeigenschaften der Flugzeugkonstruktion hielt sich die Flugunfallrate (vielleicht dank des Einsatzes der zweisitzigen Trainer U-2TC „White Whale“ = weißer Wal) doch im Grenzen… Der Entwurf und die Konstruktion waren streng geheim und in den sog. „Skunk Works“ („Fuchsbau“) bei Lockheed durchgeführt worden. Auf dem Salzseeboden Groom Dry Lake in Nevada fanden Anfang August 1955 unter höchster Geheimhaltung Roll- und anschließend Flugversuche statt, die vom Anfang an die faszinierenden Möglichkeiten der U-2, Flüge auf knapp 30 km-Höhen bewiesen haben. Anfang 1956 trafen die ersten CIA-Piloten, die als Lockheed-Mitarbeiter getarnt wurden auf dem Groom Dry Lake ein und begannen intensive Vorbereitungen zu dem erstem Einsatzflug über Sowjetunion. Im April 1956 wurden zwei U-2 offiziell bei der WRSP-1 (1st Weather Reconnaissance Squadron, Privisional = 1. Wetteraufklärungsstaffel, Versuchseinheit) in Dienst gestellt und über den britischen RAF-Flugplatz Lakenheath nach Wiesbaden verlegt. Am 4. Juli, dem US-Unabhängigkeitstag, startete die CIA den ersten Einsatzflug über die UdSSR. Die gelieferten Fotos haben alle Erwartungen übersteigt: die Qualität des Film-, Lausch- und elektronischen Materials war zu dem Zeitpunkt einmalig und deckte sowjetischen Militärgeheimnisse des höchsten Grades (Flugplätze, Standorte des Raketenprogramms, Militäranlagen, Spuren von Atomtests, etc.) auf. Die Geschichte der Spionageflüge entwickelte sich zu einem spannenden Szenario, da den Russen die Überflüge natürlich nicht verborgen blieben und sie alles darauf setzten, sie zu unterbinden… der erste Abschuss einer U-2 ausgerechnet an dem Internationalen Tag der Arbeit, dem 1. Mai 1960 durch eine sowjetische Boden-Luft-Rakete, die Gefangenschaft des Piloten, Gary Powers, sein Austausch gegen einen sowjetischen Spion, die Eskalation der politischen Krise zwischen der UdSSR und der USA, die Entdeckung der sowjetischen ballistischen Flugkörpern auf Kuba, ein erneuter Abschuss einer U-2 durch eine sowjetische Luftabwehrrakette SA-2 über Kuba, Aktivitäten einiger Maschinen des Typs vom Taiwan gegen die atomare Rüstungsprogramme Chinas, Abschuss einiger der schwarzen, kaum markierten Flugzeuge…
Im Jahre 1966 wurde in den USA die Produktion der neuen Generation der Lockheed U-2, der U-2R aufgenommen. Die direkten Überflüge der feindlichen Gebiete wurden zwar zu dem Zeitpunkt bereits eingestellt, eine Ergänzung der Spionagesatelliten, die Aufklärungsaufgaben in grenznahen Gebieten, bzw. Aufklärungsaufgaben bei schlechten Wetterverhältnissen bewegten jedoch die CIA, eine Weiterentwicklung der U-2 zu fordern. Die Lockheed U-2R war (bis auf die Triebwerke und die Grundauslegung) eine völlig neue Konstruktion: die Tragflächen wurden verlängert, der Rumpf wurde so wie nach vorne als auch nach hinten ebenfalls verlängert, das Leitwerk wurde entsprechend vergrößert und das Fahrwerk wurde entsprechend der Gewichtserhöhung umgearbeitet und verstärkt. In Folge dessen bot das neue Muster eine größere Reichweite, eine höhere Gleitzahl und höhere Nutzlastkapazität. Die Verlängerung des Schubrohrs verringerte wiederum den Ausstoß der Warmstrahlung und entsprechend dem auch die „Anziehungskraft“ für die infrarotgelenkten Flugkörper…Das erste Flugzeug der Typs U-2R hob zum ersten mal am 28. August 1967 auf dem AFB North Base Edwards in die Luft. Insgesamt wurden 12 Maschinen des Typs gebaut (6 davon bekam die Central Intelligence Agency CIA für den Einsatz über China und 6 die US Air Force für Vietnam zugewiesen). Die gesamte Anzahl der produzierten U-2, U-2R und TR-1 (eine Variante der U-2R, die für die taktische Aufklärung ausgelegt wurde) hat sich damit auf 124 Flugzeuge erhöht, was für eine hochspezialisierte Konstruktion eine beachtliche Anzahl darstellt. Ende 1989 lieferte Lockheed die letzten Maschinen der Variante U-2R aus… Eigengewicht: 7 030 kg; Gewicht der Aufklärungsvorrichtungen: 1 360 kg; max. Startgewicht: 17 735 kg; max. Geschwindigkeit: 750 km/h; Aufstiegszeit auf 10 km-Höhe: 9 min; Aufstiegszeit auf 20 km-Höhe: 21 min.; Dienstgipfelhöhe: 29 515 m; max. Einsatzreichweite mit zusätzlichen Kraftstofftanks: 15 210 km; Anlauf: 850 m; Landerollstrecke: 760m; Einsatzflugdauer: etwa 15 Std. 471 Elemente (auf 6,5 Bögen 30x42cm) bieten, wie in den meisten Hobby-Model-Produktionen keine extreme, jedoch relativ umfangreiche Detaillierung: Cockpiteinrichtung, detailliertes Fahrgestell, das in ein- oder ausgefahrener Position dargestellt werden kann, zwei riesige ASARS-Behälter mit UPD-X-Radaranlagen und Infrarot-, bzw. elektro-optischen Sensoren unter den Tragflächen abwerfbare Stützräder ebenfalls unter den Flügeln, ein großes Rückenradom mit einer Relaisstation für Satellitenfunk „C-Span-III“, Luftbremsklappen, die entweder als geschlossen oder geöffnet dargestellt werden können, reichliche elektronische Außeneinrichtung… Verblüffende Modelllänge: 57 und -spannweite: 99cm! machen aus einer sorgfältig gebauten U-2R eine einmalige Bereicherung jeder 1:33-/1:32-Flugzeugmodellsammlung!
Gute Graphik und Farbgebung (schwarze Matt-Tarnbemalung der Flugzeugaußenhaut, Sonderzeichnung auf dem Leitwerk) betonen zusätzlich die einmalige Optik des „Monsters“.
General-, und Bauzeichnungen ergänzen polnische Bauanleitung, die in übersetzter Form dem Bausatz beilegt! Da einige Abschnitte des Modellbaus sich nicht nach der Elementennummerierung richten und der Konstrukteur z.T. zu ungewöhnlichen Technologien (z.B. das Spalten von Karton = Abziehen von einer Kartonschicht von einigen Bauelementen) greift, kann die Kenntnisnahme der Bauanleitung von Bedeutung sein.
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