Ein Kartonmodellbausatz des MM-Verlages (Doppelausgabe Nr.10-11/1997): polnischer U-Boot-Minenleger ORP WILK aus dem Jahr 1931 in imposantem Maßstab 1:100. Eine interessante Kartonmodellbaukonstruktion, die vielleicht wegen des relativ unattraktiven Umschlagbildes oder des niedrigen Preises ziemlich unentdeckt blieb, die sich aber wegen ihrer Konstruktionsmerkmale, der imposanten Größe und der herausgeberischen Qualität einen Platz neben der Surcouf von FlyModel allemal verdiente...
Modellentwurf: Roman Kobierski.
Die ORP WILK (Wolf) gehörte neben der ORP RYS (Luchs) und der ORP ZBIK (Wildkatze) zu den drei ersten U-Booten, die in Polen je in Dienst gestellt wurden. Mit dem Bau der ORP WILK wurde die französische Chantiers et Ateliers Augustin Normand in Le Havre im Jahre 1927 beauftragt. Am 12. April 1929 ist die ORP WILK vom Stapel gelaufen und wurde nach div. Test- und Probefahrten im Oktober 1931 in Dienst gestellt. Die darauffolgenden Jahre verbrachte die Einheit im Verband mit den beiden sonstigen U-Booten, dem Torpedoboot ORP KUJAWIAK, Holk ORP LWOW und U-Boot-Tender ORP SLAWOMIR CZERWINSKI auf Übungen und offiziellen Besuchen in Stockholm, Helsinki, Tallin, Oslo, Amsterdam und Kopenhagen. Zum Zeitpunkt des Kriegsausbruches am 1. September 1939 befand sich die ORP WILK in dem Marinestützpunkt Oksywie bei Gdynia/Gdyngen. Sofort begann sie mit der Verminungsoperation, die jedoch auf Grund massiver Luftwaffe- und Kriegsmarine-Angriffe nicht durchgeführt werden konnte. Bereits am 2. September wurde das U-Minenboot beschädigt und als einen Tag später ein Leck der Treibstofftanks die Position der ORP WILK verriet, musste ein Teil des Treibstoffvorrates ins Meer abgelassen werden. In der Situation hat der Bootskommandeur die Entscheidung getroffen, sich nach Großbritannien duchzuschlagen... In einer abenteuerlichen nächtlichen Fahrt (aufgetaucht) passierte die Einheit die Dänischen Meerengen und erreichte den Stützpunkt Rosyth und weiter Scapa Flow. Nach einigen Patroullienfahrten wurde das U-Boot in Dundee generalüberholt. Bereits bei der ersten Einsatzfahrt danach, im Juni 1940 rammte die ORP WILK ein deutsches U-Boot, das dabei wahrscheinlich versank, erlitt aber dabei selbst Beschädigungen, wovon die schwerste, die Beschädigung der Minenschächte, eine Rumpfundichte und Überflutung von etwa 10 Tonnen Wasser verursachte. Es folgte wieder eine Instandsetzung in Dundee, die knapp ein Jahr dauerte. Anschließend wurde die Einheit im September 1941 nur für Schulungs- und Übungszwecke abkommandiert. Im April 1942 legte das U-Minenboot auf Grund der Abnutzung der Hauptmotoren und allgemein schlechten technichen Zustandes in Plymoth an und wurde aus dem Marinebestand gestrichen. Im Oktober 1952 wurde die ORP WILK nach Polen zurück geschleppt, nach einem Gutachten hat man jedoch die weitere Nutzung der Einheit ausgeschlossen und sie zum Abwracken bestimmt, was ein Jahr später geschah...
Verdrängung (aufgetaucht/abgetaucht): 980 / 1250 t; Besatzung: 4 Offiziere und 42 Unteroffiziere und Matrosen; Antrieb: zwei Dieselmotoren mit jé 600 PS; Geschwindigkeit (aufgetaucht/abgetaucht): 14,5 / 9,5 kn.
Mit seinen 304 Elementen + 15 Schablonenteilen (auf 10 Bögen 21x30cm) steht das Modell ziemich oben nicht nur unter den MM-Produktionen: Bewaffnung (100mm-Bofors-Geschütz, 13,2mm -Hotchkiss-Maschinengewehr, vier 550mm-Bug- und zwei drehbare Torpedorohre im Mittelbereich des Bootes, markanter Minenwerfer auf dem Heck), alle Elementen der Ruderanlage, des Kommandoturmes in guter Detaillierung, Goniometer, Periskopanlagen, Beleuchtung...
Modelllänge: 78,5cm!
Untypische für MM-Produktionen Qualität: noch nicht die Computergraphik, aber ganz solide Farbgebung und Graphik.
General-, Bauzeichnungen und Montageskizzen werden durch die polnische Bauanleitung ergänzt.